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Evangelische Landeskirche in Baden 21. Februar 2005

Der Landesbischof

Dr. Ulrich Fischer

Grußwort zum 30-jährigen Gedenken an den Widerstand gegen das Atomkraftwerk Wyhl.

Der Widerstand gegen den Bau des Atomkraftwerks Wyhl bildete einen ganz wichtigen Baustein im Prozess meines politischen Wachwerdens. Ich war zu jener Zeit an der Universität in Heidelberg beschäftigt. Während dieser Zeit und während meines nachfolgenden Lehrvikariats und Pfarrvikariats habe ich den Widerstand gegen den Bau des Atomkraftwerks Wyhl bewusst und bewundernd wahrgenommen. Ich habe über die Auseinandersetzung um den Bau dieses Atomkraftwerks die Problematik der Atomenergie erstmals begriffen und habe zu einer entschiedenen eigenen Position gefunden, nämlich, dass wir nicht das moralische Recht haben, unseren Kindern die ungeklärten Folgen einer Technologie zu überlassen und damit unsere eigenen energiepolitischen Probleme auf dem Rücken unserer Kinder und Enkel auszutragen.

Noch ein Zweites habe ich durch den Widerstand gegen den Bau des Atomkraftwerks begriffen: Dass es Aufgabe der Gemeinden vor Ort und einer Landeskirche insgesamt ist, zu kontroversen politischen Diskussionen Stellung zu beziehen - und wenn der nötige Sachverstand vorhanden ist, dies auch eindeutig zu tun. Wie richtig es war, in einem breiten Bündnis gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Gruppierungen kirchlicherseits Stellung zu beziehen gegen den Bau dieses Atomkraftwerks, zeigte die weitere politische Entwicklung mit dem Verzicht auf den Bau des Kernkraftwerks, dem inzwischen beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie und der Entdeckung der erneuerbaren Energien für unsere Energieversorgung.

Ich danke ganz herzlich allen, die vor 30 Jahren den Widerstand gegen dieses Atomkraftwerk vor Ort initiiert, ihn inhaltlich profunde geführt und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht haben. Mit diesem Widerstand haben die örtlichen Initiativen und unsere Landeskirche den Stummen eine Sprache verliehen, den Ohnmächtigen kraftvoll beigestanden und - schon lange vor Ausrufung des "konzilliaren Prozesses" - einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung geleistet und damit ein wichtiges Zeugnis kirchlicher Schöpfungsverantwortung abgelegt.

Für alle Veranstaltungen, mit denen dieses Zeugnis wach gehalten wird, wünsche ich Ihnen

Gottes Segen.

In herzlicher Verbundenheit Ihr

Dr. Ulrich Fischer

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Predigt und Ansprache von Pfarrer Richter beim Gottesdienst aus Anlass des

30. Jahrestages der Wyhler Platzbesetzung am 20. Februar 1975

Sonntag: 27. Februar 2005

Mensch sein heißt umstellt sein von Mächten, die unser Dasein einengen und zu überwältigen drohen. Wir spüren die Gefahren und das Bedrohtsein tagtäglich und können im Blick auf unser Leben nur bestätigen, was Jesus schon seinen Jüngern sagte: "In der Welt habt ihr Angst...." Feuer und Wasser sind in der Bibel die beiden Elemente, die bildhaft verwendet werden, wenn es gilt, die Bedrohungen des Menschen zu beschreiben. Verheerende Überschwemmungen, die alle Dämme brechen, Tsunamis, die Menschen und menschliche Werte vernichten und die Natur zerstören. Riesige Feuersbrünste, Wald- und Steppenbrände, auch Erdbeben gehören zu den Urerfahrungen der Menschheit und sind Zeichen, Symbole für unzählige Gefährdungen.

Vielen älteren Gliedern meiner früheren Gemeinde Weisweil sitzt der Schrecken dieser Elemente noch tief im Gedächtnis. Wenige Tage vor dem Ende des zweiten Weltkrieges legten Phosphorgranaten das Dorf zu fast 90 % in Schutt und Asche. Noch bis in die Mitte des zurückliegenden Jahrhunderts haben verheerende Hochwasser des nahen Rheinstroms die Gemeinde immer vierter überflutet. Doch die Zeit heilte die Wunden - bis am 19. Juli 1973 und am 20. Februar 1975 die Narben neu aufzureißen begannen. Zuerst mit der Nachricht eines geplanten Atommeilers und dann - trotz heftigster Proteste -

ein recht massiver Polizeieinsatz. Über Nacht waren die Schrecken von Feuer und Wasser wieder da. Setzen wir für Feuer Radioaktivität und für Wasser die Klimabeeinflussung oder die Abwärme über Kühltürme so hoch wie das Freiburger Münster.

Jörg Zink sagte einmal: "Die Christenheit kommt in jeder Generation mindestens einmal an einen Punkt, an dem sie nicht mehr hinnehmen darf, was geschieht. 1934 zum Beispiel, am Anfang der Hitlerherrschaft, erhoben wenigstens einige Leute der Kirche im Bekenntnis von Barmen ihre Stimme gegen den autoritären Staat... Heute geht es um etwas anderes. Wir haben ja ein Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: Ich glaube an Gott, den Schöpfer der Welt. D.h. auf Deutsch: Ich glaube, dass die Welt nicht uns Menschen gehört, sondern allen Geschöpfen Gottes gemeinsam. Wir haben sie nicht gemacht. So sind wir an unserem Teil verantwortlich für die Art, wie wir mit ihr umgehen.

Wie gehen wir mit ihr um? Die Antwort weiß heute jedes Kind. Die ersten, die uns auf die weltweit Gefahren hinwiesen, waren die Ökologen, Wissenschaftler, die uns mit bisher nicht bekannten, schockierenden Meldungen überfielen. Leute, die in ihren Briefen an den "Club of Rome " deutlich sagten, dass wir in einer "endlichen Welt leben, in der es kein unendliches Wachstum geben kann". Die Menschen waren im Aufbruch zu ungeahnten Möglichkeiten: Atomenergie zu Pfennigpreisen pro kWh; zu einer Planung eines riesigen Industrieareals von Rotterdam über die Rheinschiene bis nach Oberitalien. Alles schien mit Hilfe von Wissenschaft und Technik grenzenlos machbar. Heute noch sind mir die Namen geläufig: Medeaus und Pestel, die der euphorischen Zukunftsperspektive einen unüberhörbar harten Kontrapunkt, dagegen setzten: Von einer lebenswerten Umwelt, würde wohl bald niemand mehr sprechen können. Robert Jungk, damals im Ochsen in Königschaffhausen: "Ich möchte nicht mein eigener Enkel sein." Was heute zum Allgemeingut des Wissens gehört, war vor 30 Jahr eine ungeheure Botschaft, die viele nicht gerne hörten, sondern lieber davon sprachen, dass im Widerstand gegen das Machbare bald die Lichter ausgehen. Für mich war es die Stunde Null, in da ich erkannte, dass in den Schöpfungsberichten nicht nur davon die Rede ist, uns die Erde untertan zu machen, vielmehr sie zu bebauen und zu bewahren. D.h. anderes, als dass wir nachdenklich, nachhaltig und sorgsam Gottes Schöpfung unter die Füße zu nehmen haben: Wie heißt es so schön in jenem Lied nach Matthias Claudius: "Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne, der Sperling und das Meer..." Dafür Sorge zu tragen, dass das alles leben kann. Dazu hat Gott uns in die Welt gesetzt! Wir sind die verantwortlichen Vertreter Gottes, Gottes Ebenbild, sagt die Schrift! Welch ein Auftrag, welch eine Verantwortung. Prof. Günter Altner bin ich unendlich dankbar, dass er mir zu dieser Sichtweise die Augen öffnete. Er sprach von der Mitkreatürlichkeit, wohl von Albert Schweitzers Gedanken herkommend: "WIR LEBEN INMITTEN VON LEBEN, DAS LEBEN WILL". Ehrfurcht vor dem Leben, und zwar nicht nur das der Menschen. Dass jedes Jahr hunderte von Tierpopulationen durch unser ausbeuterisches Verhalten zu Grunde gehen, ist ein nie wieder gut zu machendes Vergehen. Wenn es gelänge umzudenken, die Bibel sagt, Buße zu tun, könnten wir zu einer neuen Blickrichtung für das Bebauen und Bewahren kommen. Wer die Erzählung vom Verlorenen Sohn kennt – und wer kennt sie nicht -, der weiß, dass Buße tun nicht nur Sack und Asche bedeutet, sondern zurück zum Willen Gottes führen kann und zu einer neuen Freude an Leben. Jesus spricht an vielen Stellen des Evangeliums vom FASTEN und BETEN. Da ist der stille Berg, den er immer wieder braucht, um neue Kräfte zu sammeln für den weiteren Weg. Dietrich Bonhoeffer meint das Gleiche, wenn er sagt: "BETEN UND TUN DES GERECHTEN" Von der Stille herkommend, werden wir fähig, unser uns von Gott aufgetragene Verantwortung wahr zu nehmen.

Mit diesem Gottesdienst und der sich anschließenden Wanderung auf "revolutionären" Spuren beenden die Bürgerinitiativen eine dreitägige Erinnerungsfeier zur Platzbesetzung vor 30 Jahren. Wir sehen zurück und freuen uns auch heute noch über den Erfolg - wie ich überzeugt bin durch eine Kette von Wundern, durch Gottes Eingreifen. Was wäre z.B. gewesen, wenn nicht jener Polizeikommissar, Hans Weide, seinem Gewissen folgend den neuen folgenschweren Polizeieinsatz verriet? Vielleicht würden wir heute wie in Brokdorf oder Grohnde vor einem dicken Eisenzaun stehen und nicht inmitten wieder wunderbar gewachsener Bäume und einigermaßen noch intakter Natur. Aber Rückblick mit nostalgischem Ambiente darf nicht alles sein. Auch, aber nicht nur. "NAI, HÄMMER GSAIT" oder "HANMER GSEIT" - was soll’s - hat auch eine Zukunftsperspektive, nämlich die, dem immer noch herrschenden Todestrend entgegen zu steuern, mutig, laut und vernehmlich bis in die Spitzen von Wirtschaft und Politik. Wenn es stimmt, das Christenleute - und ich glaube nicht nur diese - nach Martin Luther King "STIMME DERER SEIN SOLLEN, DIE KEINE STIMME HABEN' dann fallen mir tausend Aktivitäten ein, wo mindestens jeder und, jede von uns eine an seinem, an ihrem Platz fi den kann. Ich könnte jetzt von den 600 Kindern sprechen, die während des Gottesdienstes an Krankheit und Hunger in der Welt gestorben sind. Oder an die sterbenskranken Kinder aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl für die wir heute hier sammeln wollen. Ich denke aber auch - und da liegt ja auch der eigentliche Grund dreitägigen Zusammenseins - an diesen kaum 3o km von uns entfernten halbmaroden Atomkasten FESSENHEIM und seinen Managern von EdF und EnBW. Mit Besorgnis betrachte auch ich" die Tatsache, dass der Vorbehalt gegenüber der Atomenergie in der deutschen Bevölkerung, sinkt und Planungen für den Ausbau national und international an Interesse zunehmen. Wir müssen den designierten Ministerpräsidenten Oettinger davor warnen, in die Fußstapfen seiner Kultusministerin Schawan hinein zu tappen.

Wir müssen wissen, welche Partei wir zu wählen haben,um nicht noch einmal in ein Atom-Desaster hineingezogen zu werden. Kämpfen wir darum, dass an dem mühsam gefundenen Prozess des Atomausstiegs nicht mehr gerüttelt wird!

Unser Protest gegen ein KKW auf Wyhler Gemarkung hat viel Gutes gezeugt: Das Öko-Institut, die Regio-Fahrkarte, den Titel Freiburg als "Öko- und Solar-Hauptstadt der Bundesrepublik; zuletzt den 1. Preis im Wettbewerb der Deutschen Umwelthilfe "Zukunftsfähige Kommune" für Freiburg, ja den Anstoß zur Gründung der "Grünen Partei". Das alles dürfte ohne Wyhl nicht zu Stande gekommen sein! Das sind Highlights", die gut tun nach allem Einsatz. Doch mögen es nur Tropfen auf einem heißen Stein sein. Es waren Tropfen mit ungeahnter erfreulicher Wirkung. Wo wir bereit sind, auch künftig auf Gottes Botschaft zu hören und unsere Verantwortung anzunehmen, wird ER uns den Segen für eine gute Zukunft nicht vorenthalten. Wie zur Einweihung des Gedenksteins schließe ich wieder mit zwei mir wichtigen Zitaten:

Teilhard de Chardin:

"Im Namen unseres Glaubens haben wir das Recht und die Pflicht, uns leidenschaftlich für die Dinge dieser Erde einzusetzen"

Oswald von Nell-Breuning:

"Wir haben Anlass, unsere geschaffene Welt als "von Gott und zu Gott" zu verstehen. Wir haben über sie nicht geistreich zu philosophieren, sondern sie herzhaft anzupacken und vom Kopf auf die Füße zu stellen".

In diesem Sinne braucht die Welt Menschen, die sich einsetzen. Denn tote Fische schwimmen mit dem Strom, lebendige dagegen! "

Amen

Pfarrer Günter Richter Freiburg     PdF-Datei    HTML-Datei

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9.2.2005
Prof. Dr. Dr. Dr. hc. Günter Altner
69121 Heidelberg

Herrn
Pfarrer i.R. Günter Richter
79104 Freiburg

Lieber Herr Richter,

haben Sie Dank für Ihren Brief vom 3. Februar und das beigefügte Programm zu der Veranstaltung "30 Jahre erfolgreicher Widerstand in Wyhl": ..Solange ist das schon her und die Studenten, die heute an die Hochschulen gehen, wissen davon nur noch durch die Erzählungen ihrer Eltern.. Mit Besorgnis betrachte ich auch die Tatsache, dass der Vorbehalt gegenüber der Atomenergie in der deutschen Bevölkerung sinkt und Planungen für den Ausbau national wie international an Intensität zunehmen. Dabei kann, unter besonderer Berücksichtigung des waffentechnischen Missbrauchs, insgesamt nur eine negative Bilanz gezogen werden. Ich begrüße es sehr, dass die Bürgerinitiativen in ihrem Veranstaltungsprogramm am 26. Februar in Weisweil nicht nur zurück blicken, sondern gerade auch die aktuellen Problemhorizonte ansprechen und bewusst machen: Stop Fessenheim, die Tschernobyl-Katastrophe, Uranabbau, die Erdbebenkatastrophe. Hinsichtlich unserer Bedenken haben wir nichts zurück zu nehmen. In den zurückliegenden 30 Jahren ist es mit der alternativen Energiepolitik auf der Grundlage rationeller Energienutzung plus erneuerbarer Energien durchaus vorwärts gegangen. Aber wir müssen aufpassen, dass das alles fortgesetzt und nicht unter den Zwang der Atomlobby gerückt wird. Hier sind internationale Kräfte am Werk. Ob unseren Bemühungen von damals und den dadurch erreichten Weichenstellungen in Zukunft Erfolg beschert sein wird, hängt nicht zuletzt davon, ab, welche Parteien wir wählen. Aber neben allen diesen Überlegungen bleibt fundamental die Frage, aus welchen Grundsätzen wir leben und Politik und Wirtschaft gestalten. Hier bleibe ich bei der von Albert Schweitzer gelehrten und praktizierten Grundeinstellung: Nur die Ehrfurcht vor dem Leben im weitesten Sinne des Wortes kann garantieren, dass wir Lebensverhältnisse gestalten, dass auch für unsere Kinder und Enkel Verheißung und Sicherheit bedeuten.

Lieber Herr Richter, ich habe hier etwas weiter ausgeholt, um Ihrer Bitte nach einem Grußwort zu entsprechen. Es ist mir wegen einer Vortragsveranstaltungen leider nicht möglich, am 26.Februär nach Weisweil und in den Wyhler Wald zu kommen. Ich möchte aber mit diesem Brief meine uneingeschränkte Verbundenheit mit den Menschen im Kaiserstuhl bekunden. Ich lese mit Freuden, dass es Ihnen und Ihrer lieben Frau gut geht. Das kann ich auch von uns sagen. Meine Bemühungen, es ruhiger angehen zu lassen und nicht so viel zu machen sind nicht immer erfolgreich, aber wir können uns ja auch nicht einfach zurücklehnen und die Nachwachsenden, wenn sie denn fragen, ohne Beratung lassen.

Ich danke für Ihren belebenden Brief, wünsche von Herzen alles Gute und vor allem eine gelungene Festveranstaltung.. Grüßen Sie bitte Ihren Kollegen Peter Bloch. Es waren trotz aller Mühen herrliche Zeiten.

Ihr Günter Altner

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Grußwort 26.2.2005

Oliver Grumber, Bürgermeister

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Meine sehr verehrten Damen und Herren, verehrte Gäste,

30. Jahrestag der Bauplatzbesetzung im Wyhler Rheinauewald – Kein Grund zur Nostalgie –

Ich freue mich als Bürgermeister unserer Rheingemeinde, dass die Badisch-elsässischen Bürgerinitiativen nun schon zum zweiten Mal unsere Rheinwaldhalle als Veranstaltungsort für die Feierlichkeiten der Widerstandsbewegung gegen Atomkraft ausgewählt haben. Und ich darf ihnen versichern, dass Sie eine gute Wahl getroffen haben:

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Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung - 30 Jahre erfolgreicher Widerstand in Wyhl – in Weisweil mit dazu beiträgt, dass von hier aus eine Wirkung auf die gesamte Region ausgestrahlt wird. Denn die Energiewende ist noch lange nicht vollbracht: Wir benötigen noch viel mehr Energie aus Sonne, Wind, Wasserkraft, Biomasse oder Geothermie.

Die Gemeinde Weisweil wird dabei stets bemüht sein, mit vorne dabei zu sein.

Ich wünsche der 3-tägigen Veranstaltung einen guten Verlauf

Ihr

Oliver Grumber, Bürgermeister

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MdB Peter Dreßen:

Grußwort zum 30-jährigen Jubiläum des AKW-Widerstandes in Wyhl

Der Widerstand gegen den Bau des AKW in Wyhl, gegen die Machenschaften der damaligen CDU-Landesregierung unter Hans Filbinger und dem damaligen Baden-Werk war etwas bis dahin unerhörtes in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Denn zum ersten Mal wehrten sich die Bewohner einer Region massiv und aktiv gegen den Bau eines AKW.

Heute steht in Wyhl kein AKW. Dafür ist auf dem geplanten Bauplatz des AKW ein Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das verdanken wir den vielen Widerständlern aus dem Kaiserstuhl und der gesamten Region, die damals den Protest organisiert und vor 30 Jahren in einer beispiellosen Aktion den Bauplatz besetzt haben. Ich bin heute stolz darauf, dass ich damals zusammen mit meiner Familie daran teilgenommen habe.

Wir verdanken das auch den Tausenden von Menschen, die die damalige badisch-elsässische Bürgerinitiative in verschiedenster Weise unterstützt und mit dafür gesorgt haben, dass der Widerstand in Wyhl weit über die badische Region hinaus bekannt wurde. Dies war der Startschuss für die Anti-AKW-Bewegung in der gesamten Bundesrepublik Deutschland und damit für die Gründung der GRÜNEN.

Seit 1998 hat die rot-grüne Bundesregierung vieles für eine moderne Energiepolitik getan. 2002 wurde der langfristige Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Dafür wurden Milliarden in die Förderung der erneuerbaren Energien investiert. Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer Energien, das Energieeinspargesetz, das 100.000 Dächer-Solarprogramm, das Kraftwärmekopplungsgesetz, die Förderung der Windenergie haben dafür gesorgt, dass in den letzten Jahren der Anteil der erneuerbaren Energien verdoppelt wurde.

Spätestens seit Tschernobyl 1986 ist klar, wie verheerend die Folgen einer Reaktorkatastrophe sind. Deshalb müssen wir weg von der so genannten zivilen Nutzung der Atomenergie. Wir müssen aber genau so weg kommen von den fossilen Energieträgern. Wir müssen einsehen, dass der ungebremste Ausstoß von CO 2 unabsehbare Folgen für das weltweite Klima und damit für die kommenden Generationen hat.

Wir müssen auch die Abhängigkeit vom Öl verringern. Bekanntlich ist die langfristige Versorgung mit Öl der entscheidende Grund für die derzeitige aggressive militärische Außenpolitik der USA im Mittleren Osten. Dies hat Robert Kennedy junior, der amerikanische Umweltanwalt, auf der internationalen Umweltkonferenz in Kyoto der Weltöffentlichkeit deutlich gemacht: "Wenn es dort kein Öl gäbe, wären wir nicht im Iran."

Deshalb ist die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien für alle Staaten von existentieller Bedeutung.

Wyhl war der erste Schritt auf dem langen Weg, aus der energiepolitischen Sackgasse heraus zu kommen. Wyhl ist auch ein Beispiel dafür, wie Politik von unten und von außerhalb der Parlamente Wirkung erzielen kann. Deshalb ist auch heute, 30 Jahre nach der Platzbesetzung, der Widerstand gegen das geplante AKW in Wyhl ein Meilenstein in der energiepolitischen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Peter Dreßen

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Grußwort 26.2.2005

Marianne Wonnay MdL
F.-J.-Baumgartner-Str. 16a 79312 Emmendingen

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zum 30jährigen Jubiläum des AKW-Widerstands in Wyhl

Wyhl steht in ganz besonderer Weise für den Ausstieg aus der Kernenergie und für eine echte Energiewende.

Den Menschen aus der Region, die vor 30 Jahren den Platz besetzten und nein gesagt haben zur Kernenergie, ist sehr zu danken.

Gemeinsam haben sie erreicht, dass hier statt eines "Kernkraftwerks Wyhl" ein Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.

Sie haben auch den Grund gelegt zu einem anhaltenden NEIN und einem wohlbegründeten Widerstand gegen Atomkraft, dem sich seither immer mehr Menschen angeschlossen haben.

Zusammen mit dem gut-badischen "NAI" werden auch immer Alternativen zur Atomkraft aufgezeigt.

So hat die rot-grüne Bundesregierung 2002 nicht nur den Ausstieg aus der "Dinosauriertechnologie" Kernkraft beschlossen.

Sie hat auf der Kehrseite mit Gesetzen und Förderprogrammen in Milliardenhöhe erfolgreich für den Ausbau alternativen Energien gesorgt.

Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, durch das Energieeinspargesetz, Öko-Steuer, 100.000-Dächer-Solarprogramm, Kraftwärmekopplungsgesetz konnte so die Nutzung erneuerbarer Energien verdoppelt werden.

Baden-Württemberg setzt mit der Atomkraft nach wie vor auf ein Auslaufmodell. Dabei wird immer weniger Strom im Land selbst produziert, rund 25 Prozent des verbrauchten Stroms wird außerhalb des Landes erzeugt. Mit seinem extrem hohen Anteil an Atomstrom hat unser Land bundesweit die höchsten Strompreise.

Die ungenutzte Chance zur Energiewende gefährdet nicht nur unsere Sicherheit und die unserer Kinder. Sie gefährdet auch Arbeitsplätze in der baden-württembergischen Energiewirtschaft.

Erneuerbare Energien sind ein Job-Motor, sie schaffen in doppeltem Sinn sichere Arbeitsplätze!

Wir sind Menschen, die vor 30 Jahren in Wyhl NEIN gesagt haben, Menschen wie Lore Haag, und unseren Kindern gegenüber verpflichtet, konsequent bei diesem NEIN zu bleiben. Dieses NEIN beinhaltet in gleicher Konsequenz das JA zur Energiewende.

Marianne Wonnay MdL
F.-J.-Baumgartner-Str. 16a 79312 Emmendingen

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Grußwort für die Festveranstaltung "30 Jahre erfolgreicher Widerstand in Wyhl"

Walter Witzel, MdL

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Liebe Freundinnen und Freunde einer atomstromfreien Zukunft,

sehr geehrte Damen und Herren,

ich danke für die Einladung zu dieser Festveranstaltung und darf Ihnen dazu auch die besten Grüße der Landtagsfraktion GRÜNE überbringen. Ich selbst bin gern gekommen, denn die Demonstrationen im Wyhler Wald und die damals begonnenen Diskussionen um die Risiken der Atomkraft waren für mich ein wesentlicher Grund für eine genauere Beschäftigung mit den Fragen einer umweltverträglichen Energieerzeugung. Letztendlich war das dann auch ein entscheidender Grund für meinen Weg in die Politik.

Heute, dreißig Jahre später, haben sich die damals in Wyhl diskutierten Perspektiven in vielerlei Hinsicht bestätigt: Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl hat die Gefahren der Atomenergie in grausamer Weise deutlich gemacht. Nicht zuletzt deshalb ist in Deutschland der Atomausstieg beschlossen und im Sommer dieses Jahres geht mit dem AKW Obrigheim das zweite deutsche Atomkraftwerk vom Netz. Andererseits wurden die Techniken zur Nutzung der erneuerbaren Energien seit der Bauplatzbesetzung 1975 erfolgreich entwickelt; Förderinstrumente wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das Marktanreizprogramm und andere haben zur weiten Verbreitung der "alternativen" Energien beigetragen. Die Erneuerbaren decken heute schon 10% des Strombedarfs und sichern 130.000 Arbeitsplätze. Das alles ist der Erfolg einer Bewegung, die nicht nur, aber zum erheblichen Teil ihren Ausgangspunkt auf dem Bauplatz im Wyhler Wald hatte.

Ich begrüße es, dass die badisch-elsässischen Bürgerinitiativen heute unter dem Motto "Kein Grund zur Nostalgie" das Augenmerk auf das lenken, was noch vor uns liegt: Das Atomkraftwerk Fessenheim steht von Anfang an wegen der Risse im Reaktordruckbehälter in der Kritik, die Schutzvorrichtungen gegen Erdbeben erfüllten über Jahre noch nicht einmal die vorgeschriebenen Werte und in den letzten Jahren folgt bei diesem AKW Störfall auf Störfall. Das Atomkraftwerk Fessenheim stellt daher das größte Risiko unserer Region dar. Wir brauchen deshalb eine starke, grenzüberschreitende Bewegung um dieses Atomkraftwerk abzuschalten. Als energiepolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion sage ich Ihnen dafür meine Unterstützung zu.

Ich wünsche uns allen einen informativen, aber auch unterhaltsamen Festabend.

Walter Witzel, MdL

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Grußwort

CHRISTOPH BAYER MdL

30 Jahre Bauplatzbesetzung Wyhl

Liebe Freundinnen und Freunde,

Natürlich geht der Blick zurück, Erinnerungen an viele Aktionen, viele Menschen und die Wucht der Großdemonstration, die dann zur Besetzung des Bauplatzes geführt hat. Erinnerungen an eine Bewegung die die ganze Region erfasst hat und letztendlich erfolgreich war. Ein gutes Gefühl mit einer großen Massen von Menschen und den richtigen Argumenten etwas erreichen zu können.

Aber der Blick muss auch nach vorne gehen. "Fessenheim abschalten" heißt die Parole, der wir alle aus voller Überzeugung zustimmen. Aber genau so, wie aus der Wyhlbewegung erst dann eine wirklich politische Bewegung wurde, als der Slogan "Kein KKW in Wyhl" ergänzt wurde und es hieß: "Kein KKW in Wyhl – und auch nicht anderswo" – so muß die Forderung nach der Abschaltung des AKW Fessenheim in einen politischen Kontext gestellt werden:

Den ausgehandelten Atomausstieg konsequent umsetzen und unumkehrbar machen!

Auch auf Baden-Württemberg schauen und die Pannenserie bei den baden-württembergischen Kernkraftwerken und die dubiose Atomaufsicht in unserem Land thematisieren.

Massiv und konsequent den Einstieg in alternative Energien vorantreiben mit den gerade in unserer Region bestehenden Potentialen (Wind, Biomasse und längerfristig die Geothermie)

Vor diesem Hintergrund wird der "Jahrestag" der Bauplatzbesetzung zu einer Durchgangsstation auf dem Weg zu einer – regionalen - Energieversorgung, die nicht von Bedrohungspotentialen, sondern von Entwicklungschancen für unsere Region begleitet sein wird. Dafür loht sich nach wie vor zu kämpfen. Und ich werde – wie vor 30 Jahren dabei sein.

CHRISTOPH BAYER

Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg

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25. 26. und 27. Februar 2005 - WYHL

Colette Marchal

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LE SOUHAIT D’UNE MERE : FERMER FESSENHEIM !

C’est à la fois un plaisir et un honneur pour moi de prendre part à cette manifestation en tant que nouveau porte-parole des AABA. Le comité est composé de 5 membres, 3 Badois et 2 Alsaciens.

Le Rhin ne constitue pas une frontière pour la radioactivité, pour l’énergie solaire, et encore moins pour la langue, élément caractéristique de notre culture commune.

Ce soir, je ne tiens pas seulement à m’exprimer au nom des AABA, mais au nom des femmes et des mères préoccupées par l’avenir de leurs enfants et petits-enfants.

Il y a 30 ans, l’ensemble de la population de la région s’est mobilisée pour s’opposer à des projets de centrales nucléaires : des pères, des mères, des enfants, le pharmacien comme l’instituteur, l’ouvrier comme le vigneron ; mais également deux pasteurs. Chaque citoyen s’est senti concerné, conscient du fait qu’il s’agissait d’un combat pour la sécurité, la vie, la nature ; et ce combat, il fallait le gagner coûte que coûte. Ces gens nous ont prouvé qu’il n’est pas irréaliste de se représenter l’avenir sans le nucléaire. En Alsace, l’opposition au projet de Fessenheim s’est également soldé par une petite victoire, en obtenant l’annulation de la construction de deux réacteurs supplémentaires dans les années 70.

Je tiens à exprimer toute ma gratitude à ces personnes - beaucoup sont décédées depuis - car elles se sont pleinement engagées pour nous assurer un avenir sans danger.

Nous savons tous que l’énergie nucléaire est dangereuse. Un accident dans une centrale pourrait rendre l’avenir radioactif pour des milliers d’années. Pourquoi ? L’homme n’est-il pas en train de se surestimer ? Depuis qu’il base le progrès humain sur le postulat établi aux XVIIe et XVIIIe siècles, selon lequel la connaissance lui permettait de posséder et dominer la création, il a perdu une qualité fondamentale : l’humilité… Or, nous devons avoir une attitude humble vis-à-vis du miracle que constitue la vie ; vis-à-vis des forces de la nature ; vis-à-vis des générations futures. Nous avons le devoir de penser et de planifier à long terme. Aujourd’hui, tout est planifié à court terme, dans tous les secteurs et tous les domaines : l’économie, l’agriculture, les transport, l’énergie, la santé. Seuls les grands lobbies tels qu’EDF tirent leur épingle du jeu.

Le tremblement de terre survenu 5 décembre, dont l’épicentre se situait près de Fribourg, le troisième en deux ans, nous avertit que la Terre, la Nature obéissent à leurs propres lois, et ces lois sont imprévisibles. Pourtant les pouvoirs publics prétendent tout contrôler, avoir fait tous les calculs nécessaires pour protéger la population d’un éventuel accident.

La vie humaine est sacrifiée sur l’autel des enjeux politiques, financiers et techniques.

En revanche, il ne faut pas oublier qu’ici, dans la vallée du Rhin, la Terre nous propose un partenariat très intéressant, dans la mesure où les hauts risques sismiques facilitent l’exploitation de la géothermie. On nous dit que cela nécessiterait des installations trop coûteuses. A quoi nous répliquons que tout dépend des priorités que l’on se fixe. La France, par exemple, consacre 90% de ses crédits de recherche au nucléaire. Les énergies renouvelables sont reléguées à un rang secondaire, accessoire ; elles ne peuvent pas être considérées comme des énergies alternatives quand on sait que le surplus de production de nucléaire (15%) est vendu à l’étranger à bas prix.

Nous, citoyens du Rhin supérieur, avons peur de Fessenheim, nous ne voulons pas que se reproduise un "accident de Tchernobyl" ; car le danger nucléaire ne s’arrête pas aux frontières. Nous léguons à nos enfants des milliers de tonnes de déchets radioactifs ; les générations futures héritent d’un lourd tribut : n’ont-elles pas assez de dégâts à réparer ? de dettes à payer ?

Nous regrettons que la France ait fait le choix de renouveler son parc nucléaire pour plusieurs décennies. Tant qu’une nation fera la promotion de l’énergie nucléaire sur son sol et surtout à l’étranger, l’insécurité mondiale croîtra avec le nombre de centrales et la prolifération d’arsenaux nucléaires et d’armes atomiques.

C’est pourquoi, nous sommes déterminés à faire de Fessenheim, abritant la plus vieille centrale, un symbole de la sortie du nucléaire en France et en Europe. Pour atteindre cet objectif, et par amour pour nos enfants et petits-enfants, nous allons appeler à une mobilisation massive des deux côtés du Rhin.

La population et l’ensemble des associations antinucléaires doivent obliger les pouvoirs publics à fermer Fessenheim. La victoire remportée à Wyhl il y a trente ans peut se rejouer à Fessenheim aujourd’hui, avec des moyens considérables et plus modernes qu’à l’époque.

Le mouvement antinucléaire actuel est composé d’organisations puissantes telles que Greenpeace international, le Réseau Sortir du Nucléaire en France regroupant 700 associations. Ces organisations emploient du personnel à temps plein, travaillent avec les outils modernes de communications, sont informées 24 heures sur 24 et informent en permanence leurs membres, les médias et les politiques de leurs actions.

En Alsace, en plus du CSFR (Comité de Sauvegarde de Fessenheim et de la Plaine du Rhin), de nouvelles associations viennent d’être créées : "Stop Transports, Halte au Nucléaire" près de Strasbourg, manifeste contre le transport de déchets nucléaires ; en Lorraine, le collectif "Stop Bure" entreprend des actions contre l’enfouissement des déchets nucléaires, comme par exemple à Benken/CH ou à Gorleben/D. Depuis quelques mois, ce collectif possède sa "maison de la résistance anti-nucléaire" à Bure.

La coopération transfrontalière a été renforcée dans la région du Rhin supérieur : la « Coordination des trois pays (Alsace, Bade, Bâle), crée en septembre 2004, coordonne les actions antinucléaires de ces trois pays.

Le 4 mars sera créé le collectif « Stop Fessenheim Centre Alsace ». Son seul objectif sera la fermeture de la centrale de Fessenheim. Nous vous donnons d’ailleurs rendez-vous pour le prochain Tour de Fessenheim, le 23 avril.

A Bâle, des négociations sont en cours, qui devraient aboutir à la création d’une association dont l’objectif est le même : la fermeture de Fessenheim, pour mise en danger de la population.

Mais je cède la parole au Dr. Rudolf Rechsteiner, qui vous en dira davantage sur ce projet. Il est Député Bâlois et Président du Comité d’action contre les centrales nucléaires dans le Nord de la Suisse.

Je vous remercie pour votre attention et vous souhaite encore une très agréable soirée… et un avenir écologique.

25. 26. und 27. Februar 2005 - WYHL

Colette Marchal

WUNSCH EINER MUTTER : STOPP FESSENHEIM !

Es freut mich sehr und ist für mich eine große Ehre, an dieser Veranstaltung als neue Sprecherin der BEBI teilzunehmen. (Der Sprecherrat besteht aus 5 Mitgliedern, 3 Badenern und 2 Elsaessern)

Der Rhein ist keine Grenze für Radioaktivität, für Sonnenenergie, und noch weniger für die Sprache, ein typisches Element unserer gemeinsamen Kultur.

Ich möchte heute Abend nicht nur als Sprecherin der BEBI reden, sondern als Frau und Mutter, die sich Sorgen macht um die zukünftigen Generationen.

 Vor 30 Jahren hat sich die gesamte Bevölkerung der Region gegen AKW Projekte mobilisiert: Väter, Mütter, Kinder, der Apotheker sowie der Lehrer, der Arbeiter sowie der Winzer und sogar zwei Pfarrer. Jeder Bürger hat sich betroffen gefühlt, weil ihm bewusst war, dass es sich damals um einen Kampf für die Sicherheit, das Leben und die Natur handelte, den man unbedingt gewinnen musste. Diese Leute haben uns bewiesen, dass es gar nicht unrealistisch ist, sich die Zukunft ohne Atomenergie vorzustellen. Sie haben den Weg zum Atomausstieg vorbereitet. Im Elsass hat der Widerstand bei Fessenheim auch zu einem Sieg geführt, indem er den Bau von zwei zusätzlichen Reaktoren in den 70er Jahren verhinderte. Diesen Menschen – viele davon sind schon gestorben - möchte ich hiermit noch all meinen Dank aussprechen, weil sie sich für eine sichere Zukunft eingesetzt haben.

 Wir wissen alle, dass Atomenergie gefährlich ist. Die Zukunft könnte wegen eines Unfalls für Tausende von Jahren radioaktiv werden. Warum eigentlich? Wegen der Überheblichkeit des Menschen. Seit er im 17.- 18. Jahrhundert davon überzeugt wurde, dass er dank der Wissenschaft die Schöpfung besitzen und beherrschen kann, hat der Mensch eine sehr wichtige Tugend verloren: Demut... demütig sollten wir uns benehmen vor dem Wunder des Lebens, vor der Kraft der Natur, vor den zukünftigen Generationen. Wir haben die Pflicht, langfristig zu denken und zu planen. Es wird heutzutage viel zu kurzfristig geplant, in jeder Hinsicht und auf allen Gebieten: Wirtschaft, Landwirtschaft, Transport, Energie, Gesundheit. Nur die großen Lobbys wie die EDF ziehen sich geschickt aus der Affäre.

 Das Erdbeben vom 5. Dezember, dessen Epizentrum bei Freiburg lag, das dritte in zwei Jahren, ermahnt uns, dass die Erde und die Natur ihren eigenen Gesetzen folgen, welche unberechenbar sind. EDF behauptet jedoch, sie hätte alles unter Kontrolle um die Bevölkerung vor einem Unfall zu schützen. Das menschliche Leben wird aufs Spiel gesetzt. Vergessen wir auch nicht, dass uns hier, im Rheintal, die Erde eine sehr wertvolle Partnerschaft bietet, indem die Erdwärme durch das Erdbebenrisiko eine zusätzliche Energiewende auf Geothermie vereinfacht. Es sei zu teuer, sagen die Behörden. Es kommt ganz darauf an, welche Prioritäten man setzen will; in Frankreich werden 90% der Forschungskredite für Atomenergie ausgegeben. Die umweltfreundlichen Energien dienen leider nur als "Zusatzenergien", nicht als Ersatz zu Atomenergie; sie werden zusätzlich produziert, während die überproduzierte AE im Ausland billig verkauft wird.

 Wir Bürger vom Oberrhein haben Angst vor Fessenheim, wir wollen kein zweites Tschernobyl erleben! Denn die Atomgefahr kennt keine Grenzen. Wir hinterlassen Tausende von Tonnen radioaktiven Müll. Haben denn die zukünftigen Generationen noch nicht genug Schaden zu erben?

 Wir bedauern es sehr, dass Frankreich Atomenergie erneut für einige Jahrzehnte fördern will. Solange ein Land diese Energie für sich und für das Ausland fördern will, nimmt die Unsicherheit mit den AKWs und Atomwaffen auf der Welt zu.

 Wir sind deshalb fest entschlossen, aus Fessenheim, dem ältesten AKW, ein Symbol vom Atomausstieg in Frankreich und in ganz Europa zu machen. Um dieses Ziel zu erreichen, unseren Kindern und Enkelkindern zuliebe, werden wir uns massiv mobilisieren...

Die Bevölkerung und die alle Anti-AKW Vereine müssen die Behörden dazu bringen, Fessenheim stillzulegen. Denn das, was damals in Wyhl stattgefunden hat, kann sich heute in Fessenheim wiederholen!

 Der aktuelle AKW Widerstand besteht aus großen Organisationen, wie Greenpeace International, das Réseau Sortir du Nucléaire in Frankreich, welches aus 700 Vereinen besteht. Sie haben ihre eigenen Angestellten, arbeiten mit Computern und Internet, sind durchgehend informiert und melden sofort Informationen und Aktionen an die Mitglieder, an die Medien und an die Politiker.

Im Elsass, außer dem CSFR (Comité de Sauvegarde de Fessenheim et de la Plaine du Rhin), dem Komitee für den Schutz von Fessenheim und vom Rheintal, wurden kürzlich neue Vereine gegründet : "Stop Transports Halte au Nucléaire" bei Straßburg demonstriert gegen Atommüll Transporte ; in Lothringen unternehmen die Bürgerinitiativen "Stop Bure" und "Bure zone libre" Aktionen gegen das Endlagern des Atommülls, wie in Benken/CH oder Gorleben/D. Seit ein paar Monaten besitzen sie ihr "Haus des AntiAKW Widerstands" in Bure.

Die grenzüberschreitende Kooperation am Oberrhein wird verstärkt: die "Koordination der drei Länder" (Elsass, Baden, Basel), gegründet im September 2004, koordiniert die AntiAKW Aktionen dieser drei Länder.

Am 4. März wird der Verein "Stop Fessenheim Mittelelsass" gegründet. Sein einziges Ziel ist die Stilllegung des AKWs Fessenheim. Wir geben Ihnen schon jetzt ein rendez vous für die nächste Tour de Fessenheim am 23. April.

In Basel finden zurzeit Verhandlungen statt, die zur Gründung eines Vereins führen sollen, dessen Ziel die Stilllegung des AKW Fessenheim sein soll, wegen radioaktiver Gefährdung der Bevölkerung. Aber ich gebe um das Wort Herrn Dr. Rudolf Rechsteiner, der Ihnen mehr dazu sagen wird. Herr Dr. Rudolf Rechsteiner ist Nationalrat und Präsident des nordwestschweizer Aktionskomitees gegen Atomkraftwerke.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und ich wünsche Ihnen allen einen sehr angenehmen Verlauf des Abends... und eine umweltfreundliche Zukunft.  

Colette Marchal

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Grußwort zum 30. Jahrestag der Platzbesetzung im Wyhler Wald

Karin Rehbock-Zureich, MdB Wahlkreis Waldshut

Vor 30 Jahren hat die Bevölkerung in Südbaden begonnen "Nein" zu sagen.
"Nai hämmer gsait" war das Motto für die Platzbesetzung 1975. Diese Form des aktiven Widerstehens gegen den alptraumhaften Atom-Plan Baden-Württembergs war im Wyhler Wald erfolgreich. Einsatz und Zähigkeit haben das AKW in Wyhl verhindert. Und anders als die Szenarien der AKW-Befürworter an die Wand gemalt hatten, gingen weder in Baden-Württemberg noch sonst wo in der Republik die Lichter aus – im Gegenteil es brennen mehr denn je.

Den Widerstand im Wyhl hat von Beginn an der Blick über den eigenen Tellerrand ausgezeichnet; es ging eben nicht nur um die Verschiebung des Bauplatz aus der eigenen Umgebung, sondern um die Verhinderung von AKW-Bauten überhaupt. Im Effekt war es der Widerstand in Wyhl und allen vielen anderen Orten in Deutschland, der den langen Weg zum Atomausstieg erst möglich gemacht hat.

Auf diesem Weg sind die ersten Schritte getan, aber er wird noch lang sein. Die erneuerbaren Energien, die in den letzten Jahren aus ihrem Schattendasein herausgetreten sind, müssen noch viele Jahre wachsen, um den Anteil sauberen Strom und sauberer Wärme weiter zu erhöhen. Energiesparanstrengungen müssen weitergeführt werden, die technische Entwicklung in diesen Bereich voran getrieben werden. Dafür braucht Politik Ihre Unterstützung, ihren Einsatz, ihre Fantasie; hier vor Ort und auch in Berlin.

Danke also für 30 Jahre Einsatz, Anregungen und manchmal auch Nachhilfe. Ich gratuliere Ihnen zum 30. Jubiläum Ihrer Arbeit und wünsche Ihnen noch viele Jahre Erfolg für Ihre Initiative.

Karin Rehbock-Zureich, MdB Wahlkreis Waldshut
karin.rehbock-zureich@wk.bundestag.de

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Grußwort

Kerstin Andreae, MdB

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

"Kein Grund zur Nostalgie" heißt der Titel der heutigen Festveranstaltung zum dreißigsten Jahrestag der Bauplatzbesetzung von Wyhl. Und doch kann man manchmal nostalgisch werden, wenn man die Bilder von der Bauplatzbesetzung im Februar 1975 sieht.

Ich war zwar zu dieser Zeit noch zu jung, um etwas von dem Widerstand gegen das AKW mitzubekommen. Doch als ich später Mitglied bei den Grünen wurde, habe ich viel über die Bauplatzbesetzung in wyhl gehört und gelesen. Und ich muss sagen: Es hat mich beeindruckt, mit welcher Energie, mit welcher Kreativität, mit welcher Beharrlichkeit die Bewohner des Elsass den Bau eines Atomkraftwerks in Wyhl damals verhindert haben. Es hat mich beeindruckt, wie groß der Zusammenhalt zwischen den Gemeinden war, den man beim Widerstand gegen das AKW gezeigt hat, nicht nur auf der deutschen Seite des Rheins, sondern auch über die Rheingrenze hinweg im Elsass. Es wurde deutlich, was politisches Engagement bewirken kann, wenn man etwas mit der nötigen Beharrlichkeit und der entsprechenden Wut im Bauch verfolgt. Der Protest in Wyhl war deshalb eine wichtige Initialzündung für die Anti-AKW- und Umweltbewegung in Deutschland und Frankreich - und damit ebenso für die Gründung meiner Partei, die Grünen.

Doch so nostalgisch man bei der Erinnerung an den Widerstand gegen das AKW Wyhl werden kann: Wir müssen gleichzeitig nach vorne blicken.

Ich versichere Euch und Ihnen an dieser Stelle, dass ich als Bundestagsabgeordnete dieser Region alles tun werde, um das Abschalten von Fessenheim zu erreichen und die Energiewende voranzubringen.

Kein AKW in Wyhl und anderswo!

Die Energiewende jetzt!

Fessenheim abschalten!

Ich wünsche allen einen unterhaltsamen und fröhlichen, aber auch informativen Festabend.

Kerstin Andreae, MdB

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 Bernhard Piller  - Schweizerische Energie-Stiftung

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Grußbotschaft der SES zu 30 Jahre erfolgreichem Widerstand in  Wyhl

Liebe FreundInnen, liebe WiderständlerInnen

Wir von der Schweizerischen Energie-Stiftung SES gratulieren euch ganz herzlich zu 30 Jahre erfolgreichem Widerstand in Wyhl. Es war und ist nötig Widerstand zu leisten. Nur durch den langen Schnauf war es euch damals möglich ein AKW in Wyhl zu verhindern. Gleich wie es auch nur durch einen langanhaltenden und hartnäckigen Widerstand möglich war Kaiseraugst zu verhindern. Trotzdem stehen rund ums Dreiländereck heute genügend - nein zu viele - dieser Meiler: Beznau, Leibstadt, Gösgen, Fessenheim, Neckarwestheim und wie sie alle heißen. Mindestens wird nach deutschem Atomkonsens - wenn es denn nicht wieder verschoben wird - im Mai 2005 der Alt-Reaktor Obrigheim vom Netz gehen.
 Und den Widerstand wird es weiter brauchen. Die Atomlobby versucht es auf allen Ebenen eine neue AKW-Renaissance herbeizureden. Es wird noch viel Widerstand brauchen, vielleicht (hoffen wir es nicht) auch irgendwann wieder konkreten und handfesten. Wenn die Schweizer-Atomlobby ernst macht mit ihren Plänen einen EPR als Beznau/Mühleberg-Ersatz bauen zu wollen, wird es sich weisen, ob in der heutigen bewegungsarmen Zeit auch wieder ein Widerstand und eine neue Anti-AKW Bewegung entsteht wie in den 1970er und 1980er Jahren.

Und noch unser Wunsch für den Herbst 2006 an euch: haltet die rot-grüne Regierung an der Macht! sonst machen Merkel/Stoiber und Co. vielleicht noch einen Strich durch den Atomkonsens.

 Wir wünschen euch am 25./26./27. eine erfolgreiche Veranstaltung. In Gedanken sind wir bei euch.

 viele anti-atom Grüße

 Bernhard
Piller

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Heinz A. Siefritz
Mitglied des Sprecherkreises der
Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen (BEBI)

Begrüßungsansprache

anl. der Festveranstaltung zum 30. Jahrestag der Bauplatzbesetzung in Wyhl
am 18. und 23. Februar 1975

Liebe Freundinnen und Freunde,

sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Gäste,

es ist dem Sprecherkreis eine große Freude, sie heute abend in der Rheinwaldhalle in Weisweil begrüßen zu dürfen. Seien Sie herzlich willkommen.

Allen voran möchten wir den Hausherrn, den Weisweiler Bürgermeister, Herrn Oliver Grumber begrüßen, verbunden mit dem herzlichsten Dank für die tolle Unterstützung durch die Gemeinde.

Dann ist es uns eine große Ehre und Freude Bundes- und Landtagsabgeordnete in unseren Reihen zu haben. Deren einzelne Erwähnung und Würdigung wird Herr Grumber vornehmen.

Große Freude bekunden wir über die Anwesenheit ausländischer Gäste: zuallererst herzlich grüßen will ich alle elsässischen und schweizerischen Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus Dreyeckland! Sie bei uns zu wissen ist allerdings aus der Geschichte der BEBI schon fast selbstverständlich.

Aber daß wir Gäste aus Japan und aus Kanada in unseren Reihen begrüßen dürfen, ist es nicht:

Konnichi-wa Soko Aoki-San, Konnichi-wa Koichi Hasegawa-San. Domo arigato gozaimasu

Beide sind aus soziologischen Studienzwecken hier und waren gestern die ersten Nutzer unseres neu eingerichteten Archivs der BEBI im Rathaus in Weisweil.

Good evening, Mrs. Rose and Mr. Ric Richardson, Thank you very much.

Rose und Ric waren gestern in der Hauptschule in Wyhl sowie in der Grundschule in Weisweil. Das erste war den Kindern klar zu machen, daß Indianer nicht ständig mit einer Feder im Haar herum tanzen. Sie haben uns dennoch von einem hoch interessierten Publikum berichtet. Was Ric und Rose bei uns tun, werden sie im Verlauf des Abends selbst berichten.

For all our guests from Japan, Canada and all other parts of our loved and protect-worth planet earth: a cordial welcome. We are very glad, that you are with us.

Auch Mitstreiter aus anderen nuklearen Brennpunkten unseres Landes sind unter uns.

Marianne Fritzen aus Lüchow-Dannenberg, die Lore Haag der Gorlebener weilt unter uns. Sie hat es nicht nehmen lassen, heute bei uns zu sein, gerade für und wegen ihrer Freundin Lore. Marianne wir freuen uns über ein kleines Grußwort von Dir.

Grußwort Marianne Fritze

Und damit bin ich bei Lore Haag und unseren Verstorbenen.

In diesen 30 Jahren haben wir viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter verloren. Wir haben allen und jeden Grund, uns zu ihren Ehren von den Plätzen zu erheben, ihnen zu danken und ihrer gedenken.

Bert Brecht hat einmal geschrieben: Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren! Unsere Toten hatten sich mit uns für den Kampf entschieden. Ihr Willen, ihre Erfahrungen begleiten uns auch weiterhin und ihr Geist weilt heute mitten unter uns.

In den Vorbereitungen zu diesem Jahrestag und bei der Einrichtung des Archivs, ihres Archivs, haben wir einen schmerzlichen Verlust immer wieder gespürt.

Ich weiß um Ihr Verständnis, daß ich, ohne das Verdienst auch nur einer Einzelnen oder eines Einzelnen schmälern zu wollen, aus der Vielzahl der Verstorbenen heute nur einen einzigen Namen nenne:

L o r e H a a g!

Viele von Ihnen wissen, daß ich ganz persönlich durch Lore‘s Tod tief betroffen bin. Darum sage ich aus tiefstem Herzen: Danke schön!

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Liebe Freundinnen und Freunde,

sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Gäste,

Marckolsheim,
Wyhl,
Heiteren,
Gerstheim,
Heitersheim,
Kaiseraugst

sind nicht nur Namen einiger Orte in unserer oberrheinischen Heimar, in denen die Atomindustrie in engster Umarmung mit der Politik versuchte, Fuß zu fassen, sondern sind untrennbare Namen eines gemeinsamen Willens und daher einer gemeinsamen Aktion der Bevölkerung.

Bürgerinitiativen haben am 25. August 1974 in der "Fischerinsel" Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen gegründet und haben auf Antrag der Elsässischen Initiativen beschlossenen, der legalen, instrumentalen Staatsgewalt unsere legitimen gemeinsamen Interessen entgegenzusetzen, - notfalls durch Platzbesetzung.

Es war der Beginn eines bis heute nicht beendeten Kampfes gegen die Atomindustrie und mit ihr gegen alle großindustriellen Projekte. Bereits 1969, aber auch 1972 hat der LSW geschrieben: daß wenn die Industrieachse Mailand-Rotterdam Wirklichkeit würde, auf die Oberrheinische Tiefebene zentrale Bedeutung zu käme. Es wird von einem Industriegürtel von 5 km beiderseits des Rheines gesprochen.

Wörtlich heißt es dann weiter: >>die Funktionen "Wohnen und Erholen" müßten dann in die Vorbergzone und Seitentäler des Schwarzwaldes und der Vogesen verlegt werden.<<

Soldaten sind seit Jahrhunderten von einer Seite des Rheins auf und über die jeweils andere gezogen, sie haben gemordet, geschändet und gebrandschatzt, aber sie gingen irgendwann mal wieder. Nur, das, was da der Bevölkerung zugemutet werden sollte, hatte andere Dimensionen.

Verwundert es irgend Jemanden, daß nicht einmal zwanzig Jahren nach dem Krieg bei den Menschen, die es miterlebt hatten, auf einmal wieder das Schimpfwort "Westwall-Zigeuner" präsent war.

Wer weiß denn noch, daß die Rheindörfer samt und sonders, dreimal evakuiert wurden.

Die Menschen wußten also sehr genau, was hinter dieser Formulierung "Verlegung der Funktionen Wohnen und Erholen" steckte. Das zum Einen.

Das Andere war, daß in einer von der Kernkraft-Süd verteilten Broschüre, die Bevölkerung über die Funktionsweise eines Atomkraftwerkes derart aufgeklärt wurde. Man zündet eine Kerze an, diese Kerze treibt ein Windrädchen an, An diesem Windrädchen hängt ein Fahrraddynamo, an diesen Dynamo sind zwei Drähte angeschlossen und an diesen Drähten hängt ein Birnchen.

Solche Vergleiche, solche Versuche, die Menschen für dümmer zu verkaufen als die Verfasser selber sind, machte die Menschen wütend.

Dem haben die Menschen hier ihr eigenes elastisches Netzwerk und ein hocheffektives und widerstandsfähiges Kraftwerk entgegengesetzt:

Ihre Liebe zur Heimat, ihre Flexibilität, ihre eigene Vorstellung von demokratischen Entscheidungsfindungen durch offene Reihen, wo jeder mitmachen konnte, der wollte. Und was ungeheuer wichtig war, eine hohe aktive Schule der Toleranz.

Und, wir sind nicht der St. Florianspolitik verfallen, obwohl man versuchte, uns das zu unterstellen.

Daß dies alles im krassen Gegensatz zu den bestehenden Organisations- und Denkstrukturen der Parteien, Kirchen, Gewerkschaften stand, wissen wir.

Wir haben zu jedem Zeitpunkt Freunde in den etablierten Organisationen, aber es wurde nie zugelassen, daß da jemand die Herrschaft übernahm oder die uns bestimmten.

Aber mit allem dem haben wir die Mächtigen in Bonn, Paris, in Stuttgart und Straßburg überrascht.

Ein historische Dimension erhielt und ein nicht wegzudenkender Bestandteil unseres Erfolges war die Überwindung der Grenzen. Es war der Marckolsheimer Lehrer Gilg, der auf dem am 20. September gemeinsam besetzten Platz für ein Bleichemiewerk das Transparent einpflanzte:

Deutsche und Franzosen
gemeinsam die Wacht am Rhein

Ihr Herren in Aachen, Die Menschen hier haben mehr als jeder andere angeblich Honorige für Europa getan. Uns gebührt der "Karlspreis"

Alle Aktionen liefen vom August 1974 nicht mehr getrennt, sondern alles was geschah, geschah gemeinsam. Und, wir brauchten keinen Vorstand, keine Präsidenten, und auch wenn es Streit gab, und den gab es oft, am Schluß wurde abgestimmt, und die Mehrheit war die Mehrheit.

Und wißt Ihr, was mir so ständig in Erinnerung geblieben ist, es war die wunderbare Fähigkeit zum Lachen, zum Fabulieren und zum Singen, die wir niemals verloren hatten und wenn es uns noch so dreckig ging.

Dieses Lachen, der Humor und der Witz, unsere Lieder und Gedichte, die unsere Beratungen und unsere Aktionen begleiteten, waren Teil unseres Kraftwerkes.

Auch das war es, was unsere Gegner so fassungslos machte.

Das Ökologische Denken, das bei uns einsetzte, zeigt sich heute in vielen, vielen Projekten regional, national, und ohne die leiseste Spur von Größenwahn können wir behaupten, weltweit. Nur einige wenige Beispiele:

Dieses Denken als politische Kritik am Bestehenden, kann heute weltweit festgestellt werden, die Themen sind überall gegenwärtig.

Daß das in der Sowjetunion erst mit Tschernobyl, und in den postsowjetischen Ländern erst 1989/1990 einsetzte, wissen wir, aber es ist interessant, wie dieses ökologische Denken auch dort Bestandteil der politsch-okonomischen Kritik wird.

Hochinteressant ist allerdings heute die Tatsache, daß durch Tschernobyl und nach Zerfall der Sowjetunion die Wirtschaftswundermänner wieder auftauchen und Deutsche Sicherheitsphilosophie gegen billige Sowjetstandards anpreisen.

1982 hatte die regionale Bewegung mit der Erklärung von Lothar Späth das regionale Ziel erreicht: Kein KKW in Wyhl!

Aber, als Lore Haag und ich 1977 in Japan waren, war uns bereits klar, daß Wyhl ein Fanal war, daß wir kein Recht hatten, zu sagen, die anderen sollen schauen, wie sie zu Rande kommen. Wir hatten und haben Verantwortung übernommen für uns und für andere. Darum haben wir zumindest die Pflicht, in unserer eigenen Region weiterzumachen, nicht auf halbem Weg aufzuhören und zur Ermutigung aller anderen unsere Hausaufgaben zu erfüllen.

Wir sagen hier und heute:

Fessene abschalte, verdammi no mol! (Fessenheim abschalten, verdammt noch mal!)

Und wagt es ja nicht, uns euren neuen Dreck namens Euroreaktor anzudrehen. Diesmal passen wir auf. Denn wir haben nicht umsonst gesungen, Mir sin eifach wieder do, wenn sie kumme wänn! (Wir sind einfach wieder da, wenn sie kommen wollen!

Dies gilt auch für Fessenheim.

Denn wir haben gelernt aus Three-Mile-Island bei Harrisburg.

Wir haben unsere Lehren gezogen aus den furchtbaren Geschehnissen in und um Tschernobyl.

Darüber wird unsere Freund Michel Fernex berichten. Michel ist der Mann unsere geliebten und geschätzten Solange Fernex, der wir wie allen Mitkämpferinnen und Mitstreiter, die durch Krankheit verhindert sind, heute hier bei uns zu sein, von Herzen alles erdenklich Gute und Kraft wünschen.

Liebe Freundinnen und Freunde,

sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Gäste,

beschicken wir unser Kraftwerk wieder mit neuer Energie, beleben wir unser Netzwerk mit neuem Mut und Elan, freuen wir uns heute, daß wir Erfolg hatten, aber wappnen wir uns mit der Kraft unserer Solidarität für den Kampf gegen die Atomindustrie, denn die hat nicht aufgegeben.

Herzlichen Dank

Heinz A. Siefritz
Mitglied des Sprecherkreises der
Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen (BEBI)

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Prof. Dr. med. Michel Fernex , der an einem Beispiel das
propagandistische Wirken der IAEO aufzeigt.

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Wer schützt uns vor der IAEO?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO übt sich in vornehmer Zurückhaltung, wenn es um Strahlenrisiken geht. Das hat seinen Grund: Die WHO liess sich von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) einen Maulkorb verpassen. Prof. Dr. med. Michel Fernex, Postfach 167,CH-4118 Rodersdorf

Die Verfassung der UN-Weltgesundheitsorganisation WHO? definiert 22 Pflichten, damit die Institution ihre medizinischen Ziele überhaupt erreichen kann. Unter anderem heisst es in der WHO-Verfassung:

* "Umfassende Aufklärung, Ratschläge und Unterstützung im Bereich der Gesundheit."
* "Förderung einer klaren Meinungsbildung in der Bevölkerung betreffend der Gesundheitsprobleme, basierend auf einer aufgeklärten Öffentlichkeit."

Im Rahmen dieser Richtlinien fand im August 1956 eine Konferenz statt, an der 20 namhafte Genetiker ihre Befunde darlegten, um vor den Konsequenzen der sogenannt friedlichen Nutzung der Atomenergie zu warnen. Schon damals war bekannt, dass ionisierende Strahlung bei vielen Lebewesen – von Bakterien bis zu den Säugetieren – Mutationen hervorruft.<sum>

In ihrer gemeinsamen Stellungnahme schrieben die Genetiker: "Das Erbgut ist das wertvollste Eigentum der Menschen. Es bestimmt das Leben ihrer Nachkommenschaft, die gesunde und harmonische Entwicklung der künftigen Generationen. Wir als Gruppe behaupten, dass die Gesundheit der künftigen Generationen durch die zunehmende Entwicklung der Atomindustrie und Strahlungsquellen gefährdert ist. (...) Wir sind auch der Meinung, dass neue Mutationen, die bei Menschen auftreten, für sie selbst wie für ihre Nachkommen schädlich sein werden."<sum> Der Genetiker und Nobelpreisträger Prof. H. J. Müller erwähnte an dieser Konferenz Experimente mit sehr kleinen Strahlendosen, die bezüglich der Dosiswirkungsrelation zu überraschenden Ergebnissen geführt hatten. Seither sind zahlreiche Arbeiten über die schädlichen Effekte niedriger Strahlendosen publiziert worden, die mit Experimenten zeigten, dass sehr kleine Dosen überproportionale Schädigungen auslösen. 3, 4, 5 Die Publikation zu dieser WHO-Tagung sowie die Stellungnahmen des ersten Weltkongresses für Genetik, der im selben Jahr in Dänemark stattfand, sorgten bei der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) für Unruhe. Die IAEO war offiziell gegründet worden, um weltweit die Sicherheit im Nuklearbereich zu überwachen und zu kontrollieren, sie setzt sich jedoch auch explizit für die Förderung der kommerziellen Atomindustrie ein. In ihren Statuten – die 1996 in Wien wieder zitiert wurden – heisst es:

Das Hauptziel der IAEO ist "die Beschleunigung und die Förderung der Atomindustrie für den Frieden, für die Gesundheit und für das Wohlbefinden in der ganzen Welt".(6) Fast nebenbei wird in diesem Text betont, dass die IAEO auch für Gesundheitsfragen im Bereich der Atomindustrie zuständig sei. Nach 1958 zwang nämlich die IAEO die WHO durch Verhandlungen zum Schweigen, 1959 wurde diese Vereinbarung in einem Abkommen zwischen den beiden UN-Organisationen fest geregelt. Seither werden die gesundheitlichen Risiken, die die kommerzielle Nutzung der Atomenergie allenfaslls mit sich bringt, vom Nuklearpromotor selbst "überwacht" beziehungsweise "erforscht" – und nicht mehr von unabhängigen medizinischen Behörden. Das Abkommen verfügt implizit, dass Forschungsprojekte – deren Resultate potentiell die Förderung der Atomindustrie behindern könnten – entweder gar nicht oder nur noch von der IAEO gemeinsam mit der WHO durchgeführt werden. Die IAEO fürchtet zurecht, dass sich ein aufgeklärtes Publikum der Atomenergie entgegenstellen könnte, und legt deshalb im erwähnten Abkommen fest: "Die IAEO und die WHO sind sich bewusst, dass es notwendig sein könnte, restriktive Massnahmen zu treffen, um den vertraulichen Charakter gewisser ausgetauschter Informationen zu wahren (...)." Dabei geht es vor allem darum, dass als vertraulich deklarierte Daten, die zwischen den beiden Organisationen ausgetauscht werden, auch wirklich geheim bleiben. (7)

Diese Verpflichtung zur Vertraulichkeit verstösst jedoch gegen die Statuten der WHO, die eine aufgeklärte Öffentlichkeit verlangen. Es bedeutet letztlich auch nichts anderes, als dass gemäss diesem IAEO-WHOAbkommen die Weltbevölkerung betreffend Nuklearrisiken offensichtlich vor der Wahrheit geschützt werden muss. Für die programmierten bevorstehenden Atomindustrieunfälle verheisst das: Die Bevölkerung wird noch schlechter informiert und noch schlechter geschützt als es schon bei Tschernobyl der Fall war – weil es primär darum geht, die AKW-Betreiber vor Schadenersatzforderungen zu schützen.(8)

Parallelen zur Contergan-Affäre

Nach der Einführung von Thalidomid – ein Schlafmittel und Tranquilizer (bekannt unter dem Produktenamen "Contergan") – trat Anfang der sechziger Jahre eine Epidemie von Missbildungen bei Neugeborenen auf. Ihre Mütter hatten während der Schwangerschaft Thalidomid eingenommen. Thalidomid wirkt bei Insekten, Vögeln und Säugetieren teratogen (aber nicht mutagen), das heisst, es verursacht bei Embryonen in bestimmten Entwicklungsphasen Missbildungen. Die Thalidomid-Embryopathie, die am häufigsten gekennzeichnet ist durch fehlende Glieder (Amelie oder Phocomelie), war allgemein bekannt. Medizinische Experten behaupteten jedoch in Publikationen (9) wie vor Gericht, es sei in keinem der zirka 5 000 Fälle ein kausaler Zusammenhang zwischen der Thalidomid-Einnahme und der Missbildung beweisbar. Ihr Hauptargument: "Es existiert kein Missbildungsregister, das es ermöglichen würde, statistisch zu beweisen, dass das Thalidomid die verursachende Substanz ist." Trotz des Freispruchs der Firma durch die Richter hat die Food and Drug Administration (FDA) in den USA (wo Contergan allerdings gar nie zugelassen war) danach sehr strenge Regelungen eingeführt, die weltweit übernommen worden sind: Substanzen müssen vor der klinischen Prüfung auf Teratogenizität, Karzinogenizität und besonders auf Mutagenizität getestet werden. Neue Medikamente, aber auch Insektizide, die im Bakterienmodell oder Zellkulturtest mutagene Eigenschaften aufweisen, werden eliminiert. Würden dieselben Regeln, die für die chemische Industrie gelten, auch auf die Atomindustrie angewendet, liesse dies nur einen Schluss zu: Alle Atomanlagen müssten sofort stillgelegt werden – da alle Stadien von der Uranextraktion, über die Energieproduktion, bis hin zur Atommülldeponie mit der Freisetzung von mutagenen Radioisotopen verbunden sind.

Frisierte Studien

Die Atomlobby hindert jedoch WissenschaftlerInnen, auf diesem Gebiet zu forschen und zu publizieren, sofern ihre Ergebnisse nicht "günstig" ausfallen. J.-F. Viel (10), Professor für Epidemiologie, beschreibt, wie man jedoch auf Wunsch "günstige" Forschungsresultate produzieren kann (11): Es gibt Methoden, die es erlauben, willkürlich negative Ergebnisse zu erzielen, indem man methodologische Fehler in die Forschungsprotokolle einbaut. Indem man sich beispielsweise – wenn man die Krebshäufigkeit studieren möchte – nur auf die Mortalität (Anzahl Todesfälle) abstützt und nicht die Morbidität (Anzahl Erkrankungen) in einem Beobachtungszeitraum von beispielsweise zehn Jahren untersucht (siehe "Statistische Mogeleien"). Betrachtet man nur die Mortalität, erhält man Daten, die keinen statistisch-signifikanten Unterschied zwischen Strahlenexponierten und Nichtexponierten nachweisen lassen – mit der Morbidität könnte es jedoch ganz anders aussehen.

Mit "methodologisch frisierten" Studien können die Atombefürworter dann behaupten, es sei nichts Beunruhigendes, zum Beispiel keine erhöhte Leukämierate, gefunden worden. Und die AKW-Promotoren benutzen sie, um weitere Atomkraftwerke zu propagieren. Studien bedürfen stets grosser finanzieller Unterstützung. Deshalb meiden die WissenschaftlerInnen das heikle Gebiet "Strahlenrisiko", um sich keinen beruflichen Schwierigkeiten auszusetzen. Die Internationale
Atomenergieorganisation (IAEO) hat dafür gesorgt, dass dies so läuft und dass es auch in Zukunft so laufen wird. Sie weiss sich von den nationalen Instanzen und Nuklearlobbies unterstützt. In Frankreich übte beispielsweise der frühere Direktor der französischen Electricité de France, M. Boiteux, der die ganze AKW-Entwicklung leitete, einen starken Einfluss auf die nationalen Gremien (C.N.R.S.) aus, die die Forschungsstipendien verteilen.

Hartnäckige WissenschaftlerInnen

Einigen wenigen, hartnäckigen, unabhängigen ForscherInnen ist es zu verdanken, dass inzwischen trotzdem statistisch gesicherte Daten über die Zunahme von Krebs und Leukämie im Umkreis von Atomanlagen vorliegen. Auch über die medizinischen Folgen von Tschernobyl existieren – dank der beharrlichen Arbeit vor allem weissrussischer WissenschaftlerInnen – inzwischen mehrere Untersuchungen, deren Ergebnisse erschrecken. Die Krebsrate wie die genetischen Mutationen (vgl. nachfolgenden Text "Tschernobyl wütet im Erbgut") sind bereits statistisch signifikant angestiegen. Die IAEO und die WHO akzeptieren jedoch nur die Häufung von
Schilddrüsenkrebs als Folge von Tschernobyl.

In Weissrussland beobachtet man aber noch ganz andere Schädigungen, über die kaum berichtet wird: Zum Beispiel haben die Autoimmunkrankheiten, wie durch
Insulinmangel bedingte Zuckerkrankheit (besonders bei Kindern) und andere endokrine Störungen massiv zugenommen. Man stellt zudem Krankheitssyndrome
wie neuropsychiatrische Krankheiten und Kardiomyopathien bei Jugendlichen fest. Diese Syndrome sind darauf zurückzuführen, dass in den Hirnzellen oder
im Myokard das Kalium durch Cäsium-137 ersetzt wird, was zu Zellmembran-Dysfunktionen führt.(12) Die WHO hält sich aber trotz all diesen aufrüttelnden Erkenntnissen an das von der IAEO verordnete Schweigen. Über genetische Schäden nach Tschernobyl darf nicht die Rede sein.

1. Documents Fondamentaux, 40e édition, OMS, Genève 1994
2. Effets génétiques des radiations chez l'homme. pp. 184, OMS Palais des
Nations Genève, 1957
3. Petkau A.: Radiation effects with a model Lipid Membrane. Canadian J. of
Chemistry, Vol. 49, p. 1187-1196, 1971
4. Burlakowa E.B.: Kleine Strah-lungsdosen, Wirkungsgesetzmäs-sigkeit und
Risiko. Die wichtigsten wissenschaftlichen Referate, International Congress
"The World after Chernobyl", Minsk, 1996, p105-108/Low intensity radiation:
radiological aspects. Radiation protection Dosimetry, Vol 62, No 1/2 p.
13-18, 1995; Nuclear Technology Publishing, 1995
5. Stewart A.M. : Low Dose Radiation: The Hanford Evidence, Lancet, No 8072,
p. 1048-1849, 1978
6. One Decade After Chernobyl. Summing up the Consequences of the Accident,

Building of the IAEA, Proceedings of an International Conference, Vienna, pp
555, 8.-12. April 1996
7. Die zitierten Paragraphen des Abkommens findet man in den "Documents de
Base", vgl. Fussnote 1
8. Permanentes Völkertribunal. Tschernobyl. Auswirkung auf Umwelt,
Gesundheit und Menschenrechte, Wien, Österreich, 12-15. April 1996. Buch
erhältlich bei der Bundesarbeits-gemeinschaft "Den Kindern von Tschernobyl
in Deutschland e.V.", ESG-Haus, Breul 43, 48143-Münster; Fax.: +49-
2501-27417.
9. Hartlmaier K.M.: Es geht nicht nur um Contergan. Am 1. Mai beginnt der
grosse Prozess – Er betrifft grundsätzliche Fragen. Zahnärztliche
Mitteilungen, Nr. 9, p 427-429, 1968
10. Viel publizierte 1997 eine aufsehenerregende Studie über Leukämie in der
Umgebung von La Hague; Viel J.F., Pobel D. (1997): Case control study of
leukaemia among young people near La Hague nuclear reprocessing plant: the
environmental hypothesis revisited, in British Medical Journal, 314, p.
101–106
11. Viel J.F., Conséquences des essais nucléaires sur la santé: quelles
enquêtes épidémiologiques? Médecine et guerre Nucléaire, Vol. 11, p 41-44,
janv.-mars 1996/Monographie à paraître à "La Découverte" en février 1998
12. Bandazhevsky Y.I. & Lelevich V.V.: Clinical and experimental aspects of
the effect of incorporated radionucleides upon the organism. Monography,
Gomel State Medical Institute, p. 128, 1995

Prof. Dr. med. Michel Fernex

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Theodor Ziegler

Stoppt Fessenheim

Refrain:

Stoppt Fessenheim, stoppt Fessenheim, die Nuklearzentrale,

die atomare Zeitbombe im oberrhein‘schen Tale.

Stoppt Fessenheim, stoppt Fessenheim, la centrale nucléaire,

bevor sie unser Leben stoppt, was jammerschade wäre.

Oft hat unsereins gehört,
dass das Kraftwerk sei gestört.

Atomstrahlen sind entfleucht,
hab’n die Arbeiter verseucht.

Lose Schrauben, lecke Rohre, Filter alt,
und der kleine Haarriss wächst zu einem Spalt.

Was wird eines Tages sein,
wenn sein Bett verlässt der Rhein
wenn er alles überschwemmt,
den Reaktorblock enthemmt.

Oder wenn der Boden wie in Basel bebt,
dann gibt’s niemand der am Ende überlebt.

Eine Technik, die vergisst,
dass der Mensch auch fehlbar ist,
treibt ein abertolles Spiel
und risikiert damit zuviel.

Denn zum Brunnen geht der Krug bis er mal bricht,
klüger wär deshalb ein Nuklearverzicht.

Noch beziehen wir viel Strom
aus dem Kraftwerk mit Atom.

Doch das kann sich baldigst ändern
bei den Leut‘ in Dreyecksländern.

Denn von einem auf den allernächsten Tag
kündigen wir unsern alten Stromvertrag.

Und dann werden wir dort Kunden,
wo die Lösung ist gefunden:

Strom aus Wasser, Sonne, Wind,
weil die immer für uns sind.

Unbegrenzt für alle Menschen auf der Welt -
auch der US-Krieg ums Öl somit entfällt!

Stop Fessenheim, stop Fessenheim, la centrale nucléaire,
dans la vallée haut rhinoise c'est vraiment necessaire.
Stop Fessenheim, stop Fessenheim, la bombe d´un autre âge
avant qu´elle ne stoppe notre vie, ce qui serait dommage.

Bien souvent on a appris,
que des rayons sont sortis,
car la centrale est dérangée,
et les ouvriers sont touchés.

Boulons désserés, tuyaux troués, filtres âgés,
et la petite fissure devient un fossé.

Que se passera-t-il un jour,
quand il inondera une tour
quand son lit quittera le Rhin
quand le réacteur déclenchera
quand la terre comme à Bâle tremblera
alors personne ne survivra à la fin.

Une technique, qui oublie
que l´homme n´est pas sans faille,
joue un jeu très dangereux
et prend un trop grand risque.

Car il ne faut pas trop tirer sur la corde,
plus malin serait du nucléaire qu´on sorte.

Nous avons encore du courant
de la centrale nucléaire venant.

Mais ca peut bientôt changer
chez les gens de cette vallée.

Car d´un jour à l´autre, nous avons résilié
notre vieux contrat d´électricité.

Et là nous deviendrons clients
où il y a de l´eau, du soleil et du vent
la solution est trouvée
car ils sont là pour l´éternité
pour tous les hommes sur cette terre
pour que la guerre du pétrole s´arrête.

Theodor Ziegler
7, Impasse du Saule
F 68600 Algolsheim
Tel. + Fax 0(033)389729595
E-Mail: zieglertheodor@aol.com

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